28.04.23

Sicher ist sicher

Nachtblinde Verkehrszeichen – eine Gefahr für Leib und Leben

Dank ihrer retroreflektierende Hightech-Folien eignen sie sich für dunkle Landstraßen sowie für hell erleuchtete Innenstädte. Ihre Feinde sind die Witterung, UV-Strahlen und Luftschadstoffe. Durch diese Faktoren altern die Schilder und werden „nachtblind“. Das betrifft heute bereits jedes vierte Verkehrszeichen.
Wir von Kommondo unterstützen Kommunen bei der Verkehrswende und dabei, sicherer, fahrradfreundlicher und einfacher zu werden. Nachfolgend zeigen wir Ihnen einige wichtige Aspekte auf. Sehr gerne beraten wir Sie auch persönlich.

1. Geheimwaffe Retroreflexion
Verkehrszeichen sind komplexer aufgebaut als die meisten Menschen denken. Dank verschiedenen Bauformen und Foliengüten decken sie unterschiedliche Anforderungen ab. Die Qualitäten der retroreflektierenden Folien werden in der DIN 67520 definiert. Für Verkehrszeichen sind drei Klassen mit unterschiedlichen Mindestrückstrahlwerten definiert. Die einfachste Form trägt die Bezeichnung RA1, die hochwertige RA3. Die Rückstrahlwirkung wird dabei durch Mikroprismen (A) oder eingebettete Glasperlen (B) erzeugt. Microprismatische Folien sind auf Grund eines deutlich geringeren Lösemitteleinsatzes die umweltfreundlichere Lösung.

2. Das Umfeld entscheidet
Je nach Einsatzgebiete bietet sich eine der drei Reflexionsklassen an. Wichtig ist, dass die Verkehrsteilnehmer, die für Sie wichtige Information, in dem entsprechenden Umfeld erkennen könne. Einfach gesprochen wird die einfachste Form für den ruhenden Verkehr und bei niedrigen Geschwindigkeiten eingesetzt. Die mittlere Güte (RA2) ist der Allrounder für einen Großteil der Einsatzgebiete. RA3 kann seine Vorteile bei hohen Geschwindigkeiten und somit weiten Entfernungen, sehr hellen Umgebungen und besonders hohen Risiken ausspielen. Das “Merkblatt für die Wahl der lichttechnischen Leistungsklasse von vertikalen Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen“ (M LV) bildet die Grundlage für die richtige Auswahl. Dieses finden sie z.B. unter https://www.guetezeichen-verkehrszeichen.de/anwendungen/materialauswahl/

3. Dunkelheit & Sehen
Der Unterschied ist riesig: Während an einem hellen Sommertag die Lichtstärke 100.000 Lux erreicht, sinkt sie bei einer Neumondnacht auf gerade einmal 0,001 Lux ab. Dann weitet sich die Pupille und wir sehen nur noch in einem schmaleren Bereich scharf. Bei Helligkeitswechseln muss sich das Auge über Minuten erst anpassen. Künstliche Beleuchtung hilft uns, Objekte in der Dunkelheit zu erkennen. Allerdings sind wir sehr empfindlich gegenüber Blendeffekten. Das Auge ist im Straßenverkehr das wichtigste Sinnesorgan. Gerade bei Dunkelheit muss uns darum die Straßenausstattung optimale Hilfestellungen leisten. Verkehrszeichen und Wegweiser können wir in der Dunkelheit nur dann frühzeitig und eindeutig erkennen, wenn sie noch voll funktionsfähig sind. Wussten Sie? In der Dunkelheit geschehen 40 Prozent aller tödlichen Unfälle, obwohl das Verkehrsaufkommen deutlich geringer als am Tag ist.

4. Sehkraft im Alter
Durch natürliche Alterungseffekte sinkt die menschliche Sehleistung in der Dunkelheit deutlich ab. Ein 60jähriger braucht im Vergleich zu einem 20jährigen eine achtmal höhere Beleuchtungsstärke, um ein Objekt gleich hell wahrzunehmen. Die Kontrastwahrnehmung lässt nach und die Empfindlichkeit gegenüber Blendung steigt deutlich. Ältere Verkehrsteilnehmer sind darum besonders darauf angewiesen, dass die Verkehrszeichen bei Dunkelheit vollständig funktionsfähig sind. Das betrifft eine ständig steigende Zahl von Verkehrsteilnehmern in Deutschland. Die Zahl der älteren Verkehrsteilnehmer in Deutschland steigt kontinuierlich. Bereits heute ist hier jeder Fünfte 65 Jahre alt und älter. Die Sehkraft dieser Verkehrsteilnehmer ist dramatisch geringer als die jüngerer Menschen. Nach einer Studie des Allianz Zentrums für Technik zur Sicherheit und Mobilität älterer Verkehrsteilnehmer sind Senioren im Straßenverkehr besonders gefährdet. Ältere Menschen sind in Deutschland häufiger Opfer von Verkehrsunfällen als es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht. In der Dunkelheit nicht mehr funktionierende Verkehrsausstattung verschärfet dieses Problem.

5. Verantwortung
Zuallererst sind Verkehrsteilnehmer dazu verpflichtet, unabhängig von den äußeren Bedingungen, alle Verkehrszeichen zu beachten. Wer haftet aber bei Nichtbeachtung von Verkehrszeichen, die einfach nicht erkannt werden können, weil ihre Retroreflexionsleistung weit abgesunken ist? Hier stehen die zuständigen Behörden in der Pflicht, die vorgeschriebene Überprüfung der Funktion bei Nacht konsequent wahrzunehmen. In Deutschland herrscht bei Verkehrszeichen eine untypische Grauzone: Einerseits gelten Mindestanforderungen an neue Verkehrszeichen, andererseits gibt es – anders als bei europäischen Nachbarn – keine klare Vorgabe zum Austausch nicht mehr funktionierender Schilder. Dennoch sind wichtige Verantwortlichkeiten definiert: Straßenverkehrsbehörden sind im Rahmen vorgeschriebener Verkehrsschauen verpflichtet, regelmäßig den Zustand von Verkehrszeichen zu begutachten. Ergänzend ist seit einigen Jahren auf jedem Verkehrsschild ein Mindesthaltbarkeit vermerkt. Dies erleichtert die Überprüfung. Auch durch eine systematische Inventarisierung kann der Bestand deutlich einfacher gepflegt werden.